Einige Worte zur Entstehung meiner Bilder.


Ausgangspunkte meiner Werke sind fotografische Skizzen. Ich verwende dabei lediglich eine kleine, analoge Pocketkamera. Weder schaue ich nach dem besten Winkel, noch warte ich auf günstiges Licht. Ich drücke einfach nur drauf, schnell, spontan und intuitiv. Das ist ungefähr so: Jemand hält mit dem Auto an, steigt aus und liest einen Stein auf, der am Straßenrand liegt. Dieser Jemand bin ich. Manchmal erwischen mich Leute während ich ein Motiv aufnehme. Das sieht wohl etwas seltsam aus, und die denken vermutlich: "Was um Himmelswillen fotografiert er denn da. Da ist doch nichts", und schauen mit fragendem Blick. Sie wissen natürlich nicht, daß mich oft gerade das "nichts" interessiert, ein Stück Leitplanke, ein Telegrafenmast, ein Müllcontainer. Zu Hause im Atelier beginnt dann die eigentliche Arbeit, "der Prozeß des Filterns". Ich haue den Stein entzwei. Ich scanne, zerlege, beschneide meine Fotografie, entfärbe und verändere sie. Ich dekonstruiere, anonymisiere den Ort, eliminiere sämtliche Zahlen und Buchstaben, füge Figuren hinzu oder entferne welche. Ein Entwurf entsteht und anhand dessen mein Gemälde. Die letzte Tat ist die Malerei, das Ziel auf das alle Vorarbeiten gerichtet sind. Sie schafft die Einheit, glättet die Unebenheiten, fügt die Einzelteile zusammen, ist die Quintessenz. Das Bild selbst entsteht in mehreren Sitzungen innerhalb weniger Tage, ausschließlich mit Acrylfarben und Pinseln, in einem rein handwerklichen Vorgang. Das Ergebnis sehe ich so: Die Wirklichkeit meiner Wahrnehmung, transformiert durch einen "Prozeß des Filterns" in eine malerische Wirklichkeit, die ihren Platz findet zwischen Abbild und Sinnbild, Tatsache und Täuschung, Offensichtlichkeit und Metapher, zwischen Schwarz und Weiß.

Andreas Jauss, Juni 2007